Liebe Leser meines Blogs. Ich und mein kleines aber feines Team
verabschieden uns in unsere wohlverdiente Sommerpause. Wir sind ab 1.Oktober wieder mit
neuen Beiträgen für Sie da. Wie wäre es einstweilen mit meinen Büchern
als Lektüre?
Dienstag, 31. Juli 2018
Sonntag, 29. Juli 2018
Prag - eine Stadt voller Geschichten - 2. und 3.Tag
An meinem zweiten Tag genoss ich
erst einmal ein reichhaltiges Frühstück. Es bestand überwiegend aus Obst und
Gemüse. In Summe hatte ich am Vortag 4 Liter Wasser getrunken. Trotzdem fühlte
ich mich innerlich vertrocknet. Auch in der Nacht war es kaum abgekühlt und an
Schlaf war kaum zu denken. Trotz der Müdigkeit freute ich mich auf den Tag,
denn es zog mich zur Karlsbrücke und der Prager Kleinseite.
Der Touristenansturm war in der
Früh noch zu ertragen und so bummelte ich langsam über die Karlsbrücke. Kurz
vorher hatte ich mir einen Papierhut gekauft. Die Sonne brannte unbarmherzig
und ich brauchte Schatten.
Die Karlsbrücke ist ein
Tummelplatz für Künstler. Ich hörte klassische Musik, einen holländischen Straßenkünstler
und eine tschechische Jazztruppe. Maler verkaufen ihre Werke und zeichnen in 20
Minuten ein Porträt. Das würde ich nicht einmal in Tagen schaffen. Am Ende der
Brücke dann die Treppe zum Kampa Park in Prag. Hier ergatterte ich eine Bank
und blieb zwei Stunden, die Moldau beobachtend, unter meinem Kastanienbaum
sitzen. Ich hatte mir 1 ½ Liter Wasser gekauft und musste das Vierfache bezahlen
= 80 Kronen. In der Stadt nur 20 Kronen. Na ja ich hatte Durst und er das
Wasser.
![]() |
holländischer Straßenkünstler |
![]() |
An der Wand dürfen die sitzen die essen möchten. Der Rest bekommt die Sonne pur. |
![]() |
Die Moldau. |
![]() |
Der Teufelskanal. |
Zwei Stunden später hatte ich
Hunger. Zunächst jedoch wollte ich die John-Lennon-Mauer suchen. Kurz gesagt,
ich habe sie nicht gefunden. Dafür fand ich etwas anderes. Das Bistro de
France, in dem ich ausgezeichnet inmitten von Franzosen für 300 Kronen gegessen
habe. Die Crème brûlée war der Wahnsinn.
So gestärkt machte ich mich auf
zur Burg. Doch mir waren inzwischen zu viele Touristen unterwegs. Ich bog ab
und landete im Alchimistenmuseum. Äußerst interessant für mich, denn
Alchimisten waren überwiegend Heiler und Kräuterkundige. Bekannt wurden sie
eher als Goldmacher.
Gerade hatte ich das
Alchimistenmuseum verlassen, da sah ich zwei Gestalten vor mir in
mittelalterlichem Gewand. Eine davon schwebte. Wahnsinn….
![]() |
Es sind wirklich lebendige Menschen und keine Puppen. |
Als ich auf die Karlsbrücke
zuging, sah ich im Torbogen einen Jugendlichen auf dem Boden knien und um Geld
betteln. Seinen Hund hatte er neben sich. Er hatte sich die Kapuze seines
dreckigen Shirts über den Kopf gezogen und blickte nicht auf. Ich blieb stehen.
„What is your name?“ Ich erhielt keine Antwort. „May I help you?“ Er schaute hoch
und sah mich an. Ich blickte in traurige leere Augen. Mir kamen die Tränen.
Sein Hund beobachtete mich. Er schüttelte den Kopf und senkte wieder den Blick.
Die übrigen Touristen sahen über ihn hinweg. Keine legte eine Münze in seine
Kappe. „You do not have to be ashamed. Those who let themselves live like that
should feel ashamed. That can happen to anybody.“ Mit diesen Worten legte ich
ihm Geld in seine Kappe. Dann ging ich weiter. Die Karlsbrücke wimmelt übrigens
von bettelnden Menschen.
Ich blickte noch einmal in
Richtung Kampa Park und sah das Karel Zeman Museum. Jules-Verne-Verfilmer der
allerersten Stunde. Das konnte ich mir nicht entgehen lassen. Davor ein
österreichisches Lokal. Dann aber der Weg zurück durch das Gedränge der Touristen.
Auf der Brücke ging hinter mir ein deutsches Ehepaar. „Die Donau ist schön“,
hörte ich sie sagen. Er nickte zustimmend. Ich stutzte und dann hörte ich mich
sagen: „Dass ist die Moldau. Sie haben wohl auch in der Baumschule Professore
Ast besucht oder?“ Erzürnt drehte sich der Herr um. „Das ist die Donau.“ Ich
lächelte ihn an. Mit Irren muss man nämlich vorsichtig umgehen. Dann deutete
ich auf seinen Reiseführer. „Ein Blick hinein genügt.“ Hocherhobenen Hauptes
schritt ich weiter. Die Bildzeitung liefert eben dann doch keine Bildung.
Die relativ kleine Statue eines
Ritters mit goldenem Schwert und einem Löwen zu Füssen wird meistens übersehen.
Ich habe sie gefunden. Sie stammt aus dem Jahr 1884. Um Bruncvík rankt sich
eine Legende. Der junge Ritter zog in die Welt,
um sich ein eigenes Wappen zu verdienen. Auf der langen Reise erlebt und
überlebt er phantastische Abenteuer. Einmal rettet er einem Löwen das Leben,
indem er einen neunköpfigen Drachen tötet. Seitdem begleitet ihn der Löwe auf
Schritt und Tritt. Auch das Zauberschwert, das auf seinen
mündlichen Befehl hin Feinden die Köpfe abzuschlagen vermag, erwirbt Bruncvík
nach einem weiteren lebensgefährlichen Abenteuer auf seinen Reisen. Schließlich
kehrt er samt Löwen und Zauberschwert nach Jahren zurück, gerade richtig um zu
verhindern, dass seine Frau wieder heiratet. Das Schwert sollte, laut
Bruncvíks Wunsch, nach seinem Tod in die Karlsbrücke eingemauert werden. Dort
wird es bleiben, bis es Böhmen am schlechtesten geht. Dann wird der Hl. Wenzel
mit seinen legendären Blanik-Rittern zur Hilfe eilen, sein Pferd wird auf der
Brücke stolpern und das Schwert ausgraben.
Der Rest des Abends bleibt mein Geheimnis. Eines sei jedoch verraten. Die Nacht in Prag ist sehr lebendig.
Den 3. Tag verbrachte ich
überwiegend in einem Einkaufszentrum. Dort war es kühl und der Zug ging in vier
Stunden. Den krönenden Abschluss jedoch bildete diese Synagoge. Wie aus
1001-Nacht.
Auch die Literatur kam nicht zu
kurz. Jan Neruda, Shakespeare und Kaffka lagen auf meinem Weg.
Viele Kirchen laden zum Verweilen
ein und ja, Prag hatte mich fest im Griff.
Abonnieren
Posts (Atom)